Fünf Kapitel.
Viele Stimmen.
Eine Geschichte.
130 Jahre pzm.
Eine Zeitreise durch 130 Jahre Wandel, Engagement und Hoffnung auf Heilung.
Hoffnung auf Heilung
In einer Zeit, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen oft nicht medizinisch versorgt, sondern in Gefängnissen untergebracht, weggesperrt oder gar angekettet werden, erzwingt der Druck der Gemeinden eine Wende: Auf dem Gelände des ehemaligen Schlossguts entsteht die Kantonale Irrenanstalt Münsingen. Ein wichtiger Schritt hin zu einer zeitgemässen psychiatrischen Versorgung.
Gründung und erste Meilensteine
Eröffnung
Schon kurz nach der Eröffnung im März 1895 sind über 600 Patientinnen und Patienten untergebracht, dies bei einer Kapazität von 530 Betten. Als erste Heilanstalt in der Schweiz führt das PZM 1898 die Familienpflege nach holländischem Vorbild ein.
Landwirtschaft als Arbeitstherapie
Auf über 200 Jucharten Land betreiben die Patientinnen und Patienten Landwirtschaft, halten Tiere und sorgen für Selbstversorgung, dies ist der Beginn der Arbeitstherapie.
Namenswechsel
1909 wird aus der Irrenanstalt die Heil- und Pflegeanstalt. Der Namenswechsel ist ein Ausdruck eines sprachlichen und gesellschaftlichen Wandels.
Heil- und Pflegeanstalt Heil- und Pflegeanstalt Heil- und Pflegeanstalt Heil- und Pflegeanstalt
Im Schatten der Zeit
Hyperthermie, Insulintherapie
Schon früh wendet das PZM innovative Therapien an, darunter Hyperthermie und Insulinbehandlungen.
... 1942 muss sogar Zucker für die Insulintherapie beim Kriegsernährungsamt erkämpft werden.
Internes Wohnen für Pflegepersonal und Direktoren
Bis 1932 gilt für die Wärterinnen und Wärter, ob ledig oder verheiratet, ein strenges Voll-Internat. Nach einer Revolte kommt es zu Lockerungen. Auch die Direktoren und Ärzte leben mit ihren Familien im Haupthaus.
Von der Anstalt zur Klinik
Von der passiven Verwahrung zur aktiven Therapie – das PZM geht voran und wagt Neues. Die Anstalt wird zum Zentrum für therapeutische Innovationen und bahnbrechende Methoden.
Medizinischer Fortschritt und therapeutischer Aufbruch
Beschäftigung statt Isolation
1929 führt das PZM die aktive Beschäftigungstherapie nach Dr. Hermann Simon ein. Der Ansatz erweist sich als grosser Erfolg und prägt – in angepasster Form – den Klinikalltag bis heute. In geschützten Werkstätten wird Holz verarbeitet, werden Körbe geflochten und Textilarbeiten entstehen. Therapeutisches Tun statt Isolation.
Viehzucht
und Überschüsse
Die bedeutende Viehzucht und Landwirtschaft dienen der Selbstversorgung, führen aber wegen Überschüssen zu Konflikten mit dem Kanton Bern. Auf Regierungsbeschluss muss die erfolgreiche Viehzucht eingestellt werden.
EKT-Therapie
1940 führt das PZM die erste Elektroschocktherapie der Schweiz durch, dies nur ein Jahr nach der Erfindung in Italien. Das PZM veranstaltet einen ersten internationalen Kongress zur Elektroschocktherapie.
Pflegeberufe
etablieren sich
1945 ist ein Meilenstein im Pflegeberuf am PZM. Nach 50-jährigem Bestehen der Anstalt wird der Pflegedienst reorganisiert, damit steigt das Ansehen des Berufes stark. 207 Pflegende kümmern sich zu dieser Zeit um 1052 Kranke.
1965 Ein vierwöchiger Kaderkurs für Psychiatriepflege wird organisiert, in Bern entsteht die Schule für psychiatrische Krankenpflege.
Wendepunkt in der Medizin
Die Entdeckung von Chlorpromazin (1952) als erstes Antipsychotikum und Imipramin (1957) als Antidepressivum ist ein Wendepunkt in der Medizin. Erstmals stehen wirksame Medikamente für Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Verfügung.
Die Klinik öffnet sich immer mehr. Die Briefzensur wird abgeschafft, Patientinnen und Patienten erhalten Taschengeld, Angehörige werden mehr in den Klinikalltag einbezogen und es werden Ferienlager in Pöschenried, Lenk im Simmental durchgeführt.
Mehr Freiheit für Patientinnen und Patienten
1957 – wie ein Basar zur Brücke wird
Der erste Basar wird in Münsingen durchgeführt. Mit diesem Anlass soll das Verhältnis zwischen Dorf und Anstalt verbessert werden. Bis heute ist der Basar ein alljährliches Highlight und lockt tausende Besucherinnen und Besucher an.
Es brennt im PZM. Dabei wird der Dachstock M III vollständig zerstört. 90 chronisch Kranke werden evakuiert.
1967
Aus der Anstalt wird die Klinik
1967 steht eine weitere Namensänderung an. Das PZM wird fortan «Psychiatrische Klinik Münsingen» genannt.
Psychiatrische Klinik Münsingen Psychiatrische Klinik Münsingen Psychiatrische Klinik Münsingen Psychiatrische Klinik Münsingen
Die moderne Psychiatrie entsteht
Der Mensch rückt weiter ins Zentrum: Therapien werden individueller, kreativer, ganzheitlicher. Die Klinik öffnet sich der Gesellschaft – und die Patientinnen und Patienten der Welt.
Räume für Ausdruck – Öffnung & neue Therapien
Neue Therapieformen – erste Schritte zur heutigen Kunsttherapie
Es entstehen individuelle Ausdrucksmöglichkeiten durch die Einführung von Musiktherapie, Malateliers, textiles Gestalten und Werktherapie mit therapeutischer Begleitung.
Das PZM heute und morgen
Aus einer übervollen Anstalt wird ein modernes Zentrum für psychische Gesundheit. Die Vision bleibt: menschlich begleiten und gesellschaftliche Entstigmatisierung.
Fokus der Gegenwart und Zukunft
Einweihung Dampfbahn
Einweihung der Dampfbahn anlässlich der Jubiläumsfeier vom 8./9. April 1995 mit einer 832 Meter langen Rundstrecke über das Klinikareal. Die nostalgische Dampfbahn ist im Besitz des Vereins Dampfbahn Aaretal und am Wochenende ein Publikumsmagnet.
Als Zeichen der ökologischen Verantwortung wird 1999 eine Solaranlage in Form eines Sonnensegels vor dem PZM installiert.
2017 Namensänderung
2017 erfolgte die Umwandlung des Namens in: PZM Psychiatriezentrum Münsingen AG – ein selbstbewusstes Signal der Positionierung im modernen Gesundheitswesen.
Spezialisierung und Netzwerkpsychiatrie
Mit Suchtmedizin, Gerontopsychiatrie und Forensik entwickelte sich das PZM stetig weiter zu einer spezialisierten Netzwerkpsychiatrie und einem Kompetenzzentrum im Kanton Bern.
2022 Negativschlagzeilen
Das PZM gerät in die Schlagzeilen: die Nähe von Fachmitarbeitenden zur sogenannten Kirschblütengemeinschaft erzeugt ein grosses Medieninteresse. Eine unabhängige Untersuchung stellt keinen Schaden für Patienten und Patientinnen fest, deckt aber deutliche strukturelle Defizite in der Führungs- und Kontrollkultur auf. Die Krise wird zu einem Wendepunkt. Die Klinik positioniert sich fortan transparent und offen und führt neben der dualen Führung auch das Gremium Kollegiale Ärztliche Direktion ein.
Verbandelt mit den Kirschblütlern
Ehemalige Mitarbeiterinnen aus den Reihen der Kirschblüten-Gemeinschaft
Psychiatriezentrum Münsingen lässt umstrittene Anstellungen unabhängig überprüfen
Psychiatrie Münsingen lässt Vorwürfe überprüfen
PZM setzt nach GSI-Untersuchung weitere Massnahmen um
März 2024 eröffnete das PZM das Living Museum und schafft damit einen Ort, an dem schöpferische Prozesse zur Gesundheit beitragen.
Eröffnung Haus 25
Mit dem Neubau von Haus 25 beginnt die Psychiatrie der Zukunft. Ein neues Wohnkonzept wird umgesetzt: Wohnen wird Teil der Therapie.
EKT kehrt 2025 zurück
Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) wird wieder eingeführt. Das gibt Hoffnung für Menschen mit schweren Depressionen.
Nachhaltige Versorgung
Nachhaltigkeit prägt das PZM bis heute: eine grosse Menge des Gemüses und der Früchte, welche für die rund 1200 Mahlzeiten pro Tag verwendet werden, stammen aus Eigenproduktion. Auch alle Blumen im und um das PZM wachsen in der eigenen Gärtnerei.
PZM – ein Gewinn für Münsingen
Als Arbeitgeber, Ausbildungsplatz für Lernende, Kindertagesstätte, Wäscherei, Restaurant und Gärtnerei ist das PZM in Münsingen kaum mehr weg zu denken.